Geschichte von Gosberg



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Die Zeit bis zur Zerstörung im 30-jährigen Krieg
Zweimal wurde von der Freiheit des Verpfändens Gosbergs Gebrauch gemacht: 1440 an Paul Haller in Nürnberg, sowie 1556 an das Geschlecht von Egloffstein. Und hätte nicht Bischof Georg 1561 Gosberg zusammen mit Dobenreuth wieder ausgelöst, so wären die beiden Dörfer, wie Kunreuth zu eben dieser Zeit, wohl lutherisch geworden.
Die Herren von Egloffstein hatten in Gosberg die Grundherrschaft über fünf Häuser, wovon drei nach Kunreuth gehörten, zwei nach Egloffstein. Das Stift bei St.Martin in Forchheim besaß seit 1376 zwei Anwesen. Die übrigen Häuser und Höfe waren unmittelbare Bamberger Lehen. Das Gerichtsbuch der Cent (Gerichtsbezirk) Forchheim nennt 1572 für Gosberg 32 Bamberger und 5 Egloffsteiner Anwesen, sowie ein Hirtenhaus.
Am Bauernkrieg, in dem das Wiesenthauer Schloß niedergebrannt wurde, waren die Gosberger offensichtlich beteiligt. Jedenfalls mußten 23 namentlich genannte Gosberger Bauern am 10.6.1525 zu Reuth im Stadel des Urban Runagel "Anstand" (=Waffenstillstand) schwören. Unter diesen Namen ist nur der Name "Stor" (Stöhr) heute noch in Gosberg anzutreffen.
Die Schweden konnten im Dreißigjährigen Krieg Forchheim nicht einnehmen, doch Gosberg zerstörten sie bei ihrem Abzug im August 1634 vollständig. In den Einnahmerechnungen der Grundherren steht in den Folgejahren hinter dem Namen Gosberg nur das Wort "nichts". Der Schwedengraben, mit dessen Hilfe die Belagerer den Forchheimern das Wasser abgraben wollten, ist heute die Lebensader der Gosberger Wässerung.
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Schenker und Beschenkter
Wohl nicht ganz freiwillig schenkte der zwölfjährige König Heinrich IV. Gosberg (Gozzespuhel = Hügel des Götz), Pinzberg (Binezberc), 34 weitere Dörfer und Forchheim im Jahr 1062 dem Bistum Bamberg. Einige dieser Ortschaften gehörten dem Bistum bereits seit 1007 und wurden als Geschenk nur bestätigt. Heinrich war sechs Jahre alt, als sein Vater Heinrich III. starb. Um dem Einfluß der Mutter, der Kaiserinwitwe Agnes, entgegenzuwirken, entführte der Erzbischof Anno von Köln im April 1062 mit Hilfe anderer geistlicher und weltlicher Herrn den König auf spektakuläre Weise (Staatsstreich von Kaiserswerth) und hielt ihn bis zu dessen 15. Geburtstag unter strenger Aufsicht wie einen Gefangenen. Drei Monate nach dieser Tat, am 13.7.1062, unterzeichnete Heinrich IV. die in lateinischer Sprache abgefasste Schenkungsurkunde in Herovesfelden, dem heutigen Bad Hersfeld in Hessen, womit dem „getreuen Gunter", Bischof von Bamberg, gedankt wurde.
Der Schenkende, Heinrich IV., ist der deutsche Kaiser, der 1077 nach Canossa musste, um wieder in die Kirche aufgenommen zu werden, nachdem ihn Papst Gregor VII. wegen ständiger eigenmächtiger Einsetzungen von Bischöfen und Äbten gebannt hatte (Investiturstreit). Heinrich IV. änderte jedoch seine Politik nicht, wurde in seinem Leben viermal von drei Päpsten aus der Kirche ausgeschlossen, verjagte den Papst aus Rom, setzte einen eigenen ein, ließ sich von diesem zum Kaiser krönen, starb schließlich im Bann. Die Kirche in Lüttich, dann der Dom zu Speyer wurden ebenfalls gebannt, als er dort bestattet werden sollte. Erst fünf Jahre nach seinem Tod erreichte sein Sohn Heinrich V. vom Papst die Aufhebung des Kirchenbanns, und die Gebeine des Kaisers konnten feierlich im Speyerer Dom beigesetzt werden.
Der Beschenkte, Bischof Gunter, regierte das Bistum Bamberg bis 1065, als er auf der Rückkehr von einer Reise ins Heilige Land plötzlich in Ungarn verstarb. Das sogenannte Guntertuch, in dem er in Bamberg begraben wurde, ist im Diözesanmuseum ausgestellt. Die Urkunde räumte dem Bischof von Bamberg praktisch unbeschränkte Rechte über die Orte ein, „mit allen Zugehörungen, bebautem und unbebautem Land, Gewässern, Wasserläufen, Mühlwerken, Mühlen, Wäldern, Forsten, Jagden, Fischereien, Weiden und Leibeigenen beiderlei Geschlechts, wo sie auch wohnten...Demnach soll der obengenannte Bischof und seine Nachfolger freie Gewalt haben, zu behalten, zu besitzen, zu vertauschen, zu verleihen oder damit ungehindert zu tun, was in irgendeiner Weise ihnen zum Vorteil ihrer Kirche nützlich schiene."
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18. und 19. Jahrhundert
Der Wiederaufbau der öd liegenden Höfe und brachen Fluren ging schleppend vonstatten. Viele neue Namen tauchen auf. Der Schmied Hans Hain nimmt noch 1650 die Schmiede „ödliegend" zu Lehen.
Gosberg hatte mehr als 650 Jahre lang keine eigene Kirche. Die Gosberger gingen nach Pinzberg zur Kirche, die vom Kanonikatsstift bei St.Martin in Forchheim versorgt wurde. Die verstorbenen Gosberger wurden gar bis 1887 in Pinzberg bestattet. Andreas Schröder, - sein Vater hatte aus Schlaifhausen nach Gosberg geheiratet, - besaß als kaiserlicher Postmeister von Bamberg die nötigen Mittel und auch den Einfluß beim Fürstbischof, den Kirchenbau 1717 in der Mitte des Dorfes zu realisieren. Geweiht ist die Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit und, gleichsam als Erinnerung an den Initiator und Sponsor, zusätzlich dem heiligen Andreas. 24 heilige Messen jährlich wurden noch 1835 für Andreas Schröder gelesen.
Im 18. Jahrhundert wurde Gosberg innerörtlich von den Familien Lauger und dann immer mehr den Preusch beherrscht, die jeweils über drei Generationen den Dorfamtmann stellten. Von ihrem Reichtum zeugen noch heute ihre beiden prächtigen Bauten bei der Kirche (das Fachwerkhaus gehörte den Lauger, das Sandsteinhaus den Preusch). Durch Napoleons Neuordnung Europas kam Gosberg 1802 zu Bayern. Viele Jahre hatte Gosberg unter den Einquartierungen französischer und bayerischer Truppen zu leiden, für die auch ständige Transporte (Vorspann) geleistet werden mußten. Im neuen Königreich Bayern aber wurde Gosberg 1808 zu Pinzberg geschlagen. 11 Jahre, von 1808 bis 1818 bildete Pinzberg mit Gosberg, Dobenreuth und Elsenberg eine Gemeinde und einen Steuerdistrikt. Allerdings führte Gosberg selbst in dieser Zeit eine separate Rechnung. Ab 1818 war Gosberg als Gemeinde wieder selbständig. 1829 wohnten in 53 Häusern 298 Seelen.
Durch die endgültige Aufhebung der Grundherrschaft 1848 gingen die Lehen in das Eigentum der Bauern über. Die Güter und Güterteile, die zuvor nur als ganze vererbt oder verkauft werden durften, zerfielen in einzelne Plannummern. Bei Übergabe wurde der Grund meist unter den Kindern gleichmäßig aufgeteilt (Realteilung), was dann oft zum Leben nicht genug war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es auch in Gosberg zu vereinzelten Auswanderungen, vor allem nach Amerika. Die fortschreitende Industrialisierung lockte Knechte und Taglöhner in die Fabriken. Mehrere Bauernhöfe wurden versteigert, Besitzlose zogen in die Städte. Der schon im 18. Jahrhundert vielgerühmte Gosberger Feldbau gab aber auch weniger begüterten Familien eine Existenz. Die Wässerwiesen und Sonderkulturen machten den Unterschied. Die heute noch intakte Gosberger Wässerungsgenossenschaft mit dem Schwedengraben und den zwei Wehren musste häufig ihre Rechte verteidigen, zuerst gegen die Reuther Wässerer, später vor allem gegen die Spinnerei. 1891 wurde Gosberg durch die Bahnstation mit der großen Welt verbunden.
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20. Jahrhundert
Der Turmbau 1904 und die Verlängerung des Kirchenschiffs um zwei Fenster nach Osten im Jahr 1927 gaben der Kirche ihr heutiges Aussehen. Dem Versuch, mit Hilfe eines Seelsorgervereins und eines Fonds in Höhe von 20.000 Mark einen eigenen Priester (Kuraten) zu bekommen, setzte die Inflation 1923 ein Ende. Aus den Weltkriegen kamen viele Gosberger nicht mehr zurück. Die Aufnahme der Vetriebenen nach dem Krieg erwies sich für manchen Bauerhof als Segen, denn die älteren unter ihnen nahmen gleichsam die Stellen der Knechte und Taglöhner ein. Die Ansiedlung der Konservenfabrik STAHL 1940 forcierte den Gurken- und Krautbau. Es kam zu einem spürbaren Aufschwung in Gosberg (Firmen Pfeufer und Drummer). Gosberg hatte zwei Lebensmittelläden, Bäcker und Metzger.
In den 70er Jahren wurden die kleineren Bauern in die Fabriken abgeworben. Viele gaben die Viehhaltung auf, und das war meist der Anfang der völligen Aufgabe der Landwirtschaft. Während 1942 noch 45 Haushalte 188 Kühe hielten, sind es heute gerade einmal zwei Höfe mit Rindvieh. Der Straßenverkauf und die Direktvermarktung sichern manchen die Existenz. Wie viele Dörfer ringsum ist auch Gosberg ein ehemaliges Bauerndorf. Die Nachkommen arbeiten auswärts. Die Gosberger hat Flur viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt. 2008 waren tagelang 35 Störche auf einmal hier zu Gast. Seit der Gebietsreform 1976 bildet Gosberg mit Pinzberg, Dobenreuth und Elsenberg die Gemeinde Pinzberg. Die Schule (schon 1720 wird ein Lehrer in Gosberg genannt) wurde schon vorher nach Pinzberg verlegt. Gosberg erhielt den Sitz der Verwaltung der Gemeinden Wiesenthau, Kunreuth und Pinzberg, untergebracht im früheren Schulhaus.
Alfons Eger
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Quellennachweise
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung
Verwendete Quellen:
Archiv des Geschlechts Egloffstein in Kunreuth: Rechnungen von 1589-1753
Stadtarchiv Bamberg: Urkunden: A21/10.6.1525
Archiv der Erzdiözese Bamberg: Pfarrakten Pinzberg II und „Schlund":
- Caspar Nepp, Notizen über die Curatie Pinzberg 1829
- Caspar Nepp, Verzeichnis der Stiftungen nach den vorliegenden Gotteshausrechnungen von 1606-1835
- Kirchenbau Gosberg 1717,1730
Gemeindearchiv Gosberg:
- Bullenhaltung 1942
- Einquartierungsregister 1808-1817
- Vorspannregister 1808-1817
- Kriegsleistungen der Gemeinde Gosberg an Geld, Naturalien und Spanndiensten 1805-1815
- Gemeinderechnungen 1811-1818
Staatsarchiv Bamberg:
- Fränkische Adelsurkunden A205/II Nr.2863
- Lehenprotokoll A221/III, 959
- Ortsurkunden Gosberg der Jahre 1376,1440,1561
- Gerichtsbuch für Zentamt Forchheim 1572, Rep.187 / 1395
Verwendete Literatur:
http://de.wikipedia.org./wiki/Heinrich_IV._(HRR)
Anita Schuster, Zulassungsarbeit über Gosberg (daraus: Text der Schenkungsurkunde von 1062, übersetzt laut Anita Schuster von Rudolf Pfeffer)